Werkstattgespräch "Geschlechtergleichstellung im Migrationskontext gestalten"

Beschreibung

Zugleich vollziehen sich in der Mehrheitsgesellschaft Prozesse, die von einer Vermittlung der Gleichstellung der Geschlechter, einer wieder aufkommenden Leitbild-Debatte bis hin zu einer Verquickung von Rassismus und Sexismus reichen.

Mit Akteur*innen (Fachkräfte / Multiplikatoren) aus Wissenschaft und Praxis möchten wir darüber diskutieren, wie unsere Gesellschaft geschlechtergerechter und teilhabeorientierter gestaltet werden kann und welche konkreten Ansätze und Projekte in der Region Nordwest Niedersachsen in Zukunft (weiter-)entwickelt werden können. Input-Vorträge aus unterschiedlichen Perspektiven bieten eine Rahmung für einen aktivierenden Fachaustauch, der im weiteren Verlauf in moderierten Arbeitsgruppen in erste gemeinsame Umsetzungsstrategien münden soll.

Die Veranstaltung wird gemeinsam vom Amt für Zuwanderung und Integration der Stadt Oldenburg und „G mit Niedersachsen“ (VNB e.V.), der Bildungs- und Beratungsstelle zu Geschlechter-gleichstellung und Migration, durchgeführt.

Die Teilnahme ist kostenfrei. (TN_innen-Anzahl begrenzt)

Programm:

09:00 Uhr Begrüßung: Wiebke Oncken - Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oldenburg

09:15 Uhr Vortrag: Dr. Ulrike Lingen Ali - C.v.O Universität Oldenburg, „Geschlechtergerechtigkeit und Migrationsgesellschaft. Eine migrationspädagogische Kommentierung zu Spannungsfeldern, Fallstricken und Handlungsperspektiven“

09:30 Uhr Vortrag: Manfred Brink - G mit Niedersachen (VNB e.V.), „Migration: Impuls und/oder Herausforderung für die Geschlechtergleichstellung?!“

10:15 Uhr Pause

10:45 Uhr Schlaglichter / Projektvorstellungen:
Dipl. Päd. Olaf Jantz, mannigfaltig e.V. – Institut für Jungen- und Männerarbeit, Hannover; Projekt: „Zukunft in Niedersachsen“ – Fachstelle für minderjährige Geflüchtete – Teil: mannigfaltig e.V.
Vivien Hellwig, Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V., IQ Projekt Fokus Flucht, Angebote für Frauen mit Fluchtgeschichte und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Hannover
Marianne Hamm, Aidshilfe Oldenburg Queer Refugee Café (Geschlechtliche Vielfalt), Wie LSBTIQ*-Geflüchtete in Deutschland leben und wie Praktiker*innen sie unterstützen können (Hinweis: LSBTIQ* steht für lesbisch, schwul, bi-, transgender/transgeschlechtlich, intergeschlechtlich, queer.)

12:15 Uhr Eat & Meet & Speak

13:15 Uhr Arbeitsgruppen:
Workshop 1: Vivien Hellwig, Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.,  Projekte mit geflüchteten Frauen: Perspektiven wechseln, Beteiligung schaffen.
Workshop 2: Olaf Jantz, mannigfaltig e.V., „Irgendwie männlich werden (müssen)“ – Jungen- und Männerarbeit in der Migrationsgesellschaft
Workshop 3: Dr. Ulrike Lingen-Ali. Uni Oldenburg und Lena Nzume „Gelingensfaktoren für Vernetzung und Kooperation in der Region Nordwest“

15:30 Uhr Zusammenfassung der Ergebnisse und Ausblick 

16:00 Uhr Ende der Veranstaltung

Zu den einzelnen Programmpunkten:

Vortrag - Dr. Ulrike Lingen Ali - C.v.O Universität Oldenburg
„Geschlechtergerechtigkeit und Migrationsgesellschaft. Eine migrationspädagogische Kommentierung zu Spannungsfeldern, Fallstricken und Handlungsperspektiven“
Das ehrenamtliche Engagement für geflüchtete Menschen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Ebenso sind viele neue Projekte und Angebote für Geflüchtete entstanden, die Unterstützung bieten und das Ankommen am neuen Lebensort erleichtern sollen. Nach der anfänglichen Euphorie zeigen sich hier nunmehr auch Spannungsfelder, insbesondere in Bezug auf Geschlechterverhältnisse. Die Migrationspädagogik bietet eine Perspektive, um diese Spannungen und Fallstricke zu analysieren und zu befragen. In dem Vortrag werden dazu ausgewählte praxisbezogene Themenfelder aus einer migrationspädagogischen Perspektive kommentiert. Ziel ist dabei, die Handlungsperspektiven zu erweitern und alternative Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Vortrag - Manfred Brink - G mit Niedersachen (VNB e.V.)
„Migration: Impuls und/oder Herausforderung für die Geschlechtergleichstellung?!“
Nach wie vor ist Geschlecht zentrales Strukturprinzip für Migrantinnen und Migranten, das Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben und gleichberechtigte Teilhabe in Deutschland elementar beeinflusst. Aktuell immer noch und immer wieder wirkmächtige Diskurse über zentrale (Zukunfts-)Fragen unseres Zusammenlebens werden dominiert von defizitorientierten bis hin zu rassistischen Sichten auf „die migrantische Frau“ und den „migrantischen Mann“.

Genderperspektiven im Migrationskontext bieten eigentlich die Chance, gender- und migrationsspezifische Benachteiligungen zu benennen und ihnen entgegenzuwirken. Warum nur wird diese Chance so selten sichtbar ergriffen? Beeinflussen die aktuellen Diskurse etwa Haltungs- und Praxisfragen? Können Haltung und Praxis aktuelle Diskurse verschieben?

Im Vortrag werden dazu gesammelte Handlungs- und Haltungsfragen von Praktikerinnen und Praktiker der Arbeitsfelder Gleichstellung, Gender, Migration und Teilhabe und von Migrantinnen und Migranten aus ganz Niedersachsen kommentiert und zur Diskussion gestellt, um Ideen zu entwickeln, wie Geschlechterthematiken im Migrationskontext besser zu be- und verhandeln sind.

Schlaglichter / Projektvorstellungen:

Dipl. Päd. Olaf Jantz, mannigfaltig e.V. – Institut für Jungen- und Männerarbeit, Hannover; Projekt: „Zukunft in Niedersachsen“ – Fachstelle für minderjährige Geflüchtete – Teil: mannigfaltig e.V.

Bei mannigfaltig e.V. finden männliche* Jugendliche und junge erwachsene Männer* mit und ohne eigene Migrationserfahrungen einen Raum der Begegnung in dem Dreieck von Anerkennung, Wertschätzung und Männlichkeitsreflexion.

Wie können Rassismus, Sexismus, Gewalt und Männlichkeitsbehauptung nachhaltig bearbeitet werden, v.a. in der Verarbeitung eigener Erfahrungen vor, während und nach der Flucht? Unbegleitet „männlich werden (müssen)“? – Wie können wir die männliche* Orientierungssuche angemessen unterstützen?

Vivien Hellwig, Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V., IQ Projekt Fokus Flucht, Angebote für Frauen mit Fluchtgeschichte und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Hannover
Mit dem IQ Projekt „Fokus Flucht“ möchte der Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V. besonders Frauen mit Fluchtgeschichte dabei unterstützen, ihren Weg in eine qualifizierte Arbeit zu finden.
Vivien Hellwig berichtet aus der Praxis von den Schwierigkeiten, denen geflüchtete Frauen bei der Suche nach Arbeit begegnen, und zeigt Möglichkeiten auf, wie Frauen auf ihrem Weg unterstützt werden können.

Marianne Hamm, Aidshilfe Oldenburg Queer Refuges Café (Geschlechtliche Vielfalt), Wie LSBTIQ*-Geflüchtete in Deutschland leben und wie Praktiker*innen sie unterstützen können.
Die AIDS-Hilfe Oldenburg berät und begleitet queere Menschen, darunter auch queere Geflüchtete. Einmal im Monat findet außerdem das Queer Refugee Café statt, in dem sich geflüchtete LSBTIQ*-Personen vernetzen und austauschen. In einem kurzen Input gehen wir u.a. folgenden Fragen nach: Welche Bedürfnisse haben Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität aus ihrem Herkunftsland geflohen sind? Vor welchen Herausforderungen steht bspw. eine geflüchtete Trans*-Person in der BRD? Und wie können Praktikerinnen und Praktiker queere Menschen dabei unterstützen, zu ihrer Identität und ihrem Begehren stehen zu können und sich damit in einem sicheren Raum auseinanderzusetzen?

 

Workshop 1: Vivien Hellwig, Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V., Projekte mit geflüchteten Frauen: Perspektiven wechseln, Beteiligung schaffen.
In diesem Workshop wollen wir gemeinsam über folgende Fragen diskutieren: Braucht es überhaupt frauenspezifische Angebote? Was sind besondere Bedarfe von geflüchteten Frauen? Welche Form der Ansprache sollte ich wählen, um geflüchtete Frauen zu erreichen?

Workshop 2: Olaf Jantz, mannigfaltig e.V., „Irgendwie männlich werden (müssen)“ – Jungen- und Männerarbeit in der Migrationsgesellschaft
In diesem Workshop werden Erfahrungen vorgesellt, wie Jungen* und Männer* erreicht und in pädagogischen Angeboten gehalten werden können. Der Kern Transkultureller Jungen*arbeit wird anhand der folgenden Fragestellung herausgearbeitet: Wie können die Zielsetzungen einer Pädagogik der Anerkennung mit Männlichkeitskritik für die Teilnehmenden selbst gehaltvoll und hilfreich umgesetzt werden?
Es wird vorgestellt, wie die Bearbeitung von Sexismus, Rassismus, Antisemitismus im Zusammenhang der Bewältigung von „männlich werden müssen“ mit männlichen* Jugendlichen und Männern* mit und ohne Migrationserfahrungen möglich ist. Darüber hinaus wird diskutiert, ob männliche* Geflüchtete andere (soziale, pädagogische) Angebote benötigen als „einheimische Jugendliche mit Migrationsgeschichte“.

Workshop 3: Dr. Ulrike Lingen-Ali. Uni Oldenburg und Lena Nzume, „Gelingensfaktoren für Vernetzung und Kooperation in der Region Nordwest“
In diesem Workshop identifizieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen mit den Workshop-Gastgebern Gelingensfaktoren für eine Vernetzung auf regionaler Ebene und diskutieren darauf aufbauend Wege und Maßnahmen für die Verankerung einer wirkungsvollen Struktur in der Region Nordwest.
Der Workshop bietet die Möglichkeit des Austauschens über Alltägliches, aktuelle Herausforderungen, Spannungsfelder und Handlungsperspektiven in der pädagogischen Arbeit. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie günstige Rahmenbedingung für einen direkten und schnellen Austausch unter Berücksichtigung der lokalen Rahmenbedingungen (z.B. Stadt-Land-Disparität) geschaffen werden können.
Wir wollen daher zu Fragen diskutieren wie: Welche Strukturen / Angebote usw. gibt es in der Region Nordwest? Was würde die Arbeit noch besser machen? Wie kann mit Spannungsfeldern umgegangen werden und welche Lösungs- und Umgangsmöglichkeiten gibt es? Welche Netzwerke und wie können die Akteur_innen noch besser vernetzt werden? Wo sind Lücken und Handlungsbedarfe?

Fragen/Kontakt: lena.nzume@stadt-oldenburg.de | manfred.brink@vnb.de

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